Unser grenzüberschreitender Lebensraum vor den Herausforderungen des demografischen Wandels und der medizinischen Versorgung: Bestandsaufnahme, Perspektiven und grenzüberschreitende Initiativen

Der Eurodistrict SaarMoselle hat am 19. September 2023 im Rahmen der „Interface Santé SaarMoselle“ zum dritten Mal den Gesundheitstag SaarMoselle organisiert. Die Veranstaltung, die 2021 zum ersten Mal im Rahmen des Projekts „Gesundheitskooperation SaarMoselle“ (GeKo) stattfand, hat 150 Menschen im „Bel Etage“ in Saarbrücken zusammengeführt. Die Teilnehmenden konnten sich zum demografischen Wandel und seine Folgen auf die medizinische Versorgung informieren und austauschen, ein wichtiges Thema in der Gesundheitspolitik und insbesondere in unserem grenzüberschreitenden Lebensraum.
Grußwort vom Präsidenten des Eurodistrict, Herr Peter Gillo (© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
Annette Gerlach, Moderatorin der Tagung (© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
Wie die beiden vorherigen Gesundheitstage diente die durch die ARTE-Journalistin Annette Gerlach moderierte Veranstaltung als Plattform für die Begegnung von Fachkräften des Gesundheitsbereichs, Vertreterinnen und Vertretern von Gesundheitseinrichtungen und Krankenkassen, Trägern grenzüberschreitender Projekte der Gesundheitskooperation, politisch Verantwortlichen sowie deutsch-französischen und europäischen Institutionen.
Der Tag brachte all diese Akteure aus der Region und darüber hinaus, um Initiativen vorzustellen, die sich an die aktuellen und zukünftigen Tendenzen der medizinischen Versorgung anpassen.
© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek
© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek
Am Vormittag präsentierten das saarländische Gesundheitsministerium (Herr Patrick Unverricht und Frau Leslie Horak-Mathieu) und die französische Gesundheitsagentur der Région Grand Est (ARS) (Frau Lamia Himer) eine Bestandsaufnahme der ärztlichen und pflegerischen Versorgungslage und ihrer Entwicklungsperspektiven im Saarland und im Département Moselle. Es gibt Lösungen zur Mobilisierung von Gesundheitsfachkräften und zur Bekämpfung des Ärzte- und Pflegemangels, die jedoch nicht systematisch den grenzüberschreitenden Aspekt unserer Region berücksichtigen. Am Ende der Präsentationen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Fragen zu stellen und das Wort zu ergreifen.
Fragerunde mit den Referierenden Patrick Unverricht, Leslie Horak-Mathieu und Lamia Himer (v. links n. rechts, © Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek
Bettina Altesleben, Staatssekretärin für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, erklärte: „Der Gesundheitstag SaarMoselle nimmt in diesem Jahr die Herausforderungen des demographischen Wandels und der medizinischen Versorgung im grenzüberschreitenden Lebensraum in den Blick. Der grenzüberschreitende Lebensraum ist im Saarland gelebte Wirklichkeit. Viele Herausforderungen sind auf beiden Seiten der Grenze gleich, so zum Beispiel die demographische Entwicklung und die damit einhergehende Verantwortung, einer Bevölkerung, die zunehmend älter wird, gerecht zu werden. Das schließt die Gesundheitsversorgung mit ein. Daher ist es wichtig und richtig, auch bei der Gesundheitspolitik über die Grenze zu schauen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“
Grußwort von Frau Altesleben, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit des Saarlandes (© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
Im Laufe des Nachmittags wurden lokale und europäische Initiativen vorgestellt, die sich mit der demografischen Entwicklung in Grenzregionen befassen: Dr. Stephan Watremez (SHG-Kliniken Völklingen) stellte die 10-jährige grenzüberschreitende Partnerschaft in der Kardiologie zwischen den Krankenhäusern Völklingen (DE) und Forbach (FR) vor, insbesondere die Verstärkung des Forbacher Ärzteteams durch die Gestellung von zweisprachigen Ärzten des HerzZentrum Saar und deren Teilnahme an den Bereitschaftsdiensten.
Dr. Beikbaghban, Dr. Reichert und Herr Herrlein (v. links n. rechts, © Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek
Paul Herrlein (LAG Hospiz Saarland e.V.), Dr. Werner Reichert (St. Jakobus Hospiz) und Dr. Mohammad-Ali Beikbaghban (Filieris Moselle-Est) beleuchteten die Thematik der Palliativversorgung und ihren Wunsch, die Arbeitsweise und die Akteure auf der anderen Seite der Grenze kennenzulernen und mögliche Wege für grenzüberschreitende Projekte zu entwickeln.
Dr. Nathalie Zimmer von der Apotheke in Woustviller berichtete über ihre Erfahrungen mit der Einrichtung einer Kabine für Telemedizin in ihrer Apotheke, um den zunehmenden Ärztemangel in der Region zu lindern.
Die Präsentation von Herrn Pierre Steinmetz Petermann (SHG-Kliniken Völklingen) und Frau Caroline Bero und Frau Christine Berwanger (IFSI des GHT Moselle-Est) befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Ausbildungsmodul in der Krankenpflege zwischen dem Institut de formation en soins infirmiers (IFSI) des GHT Moselle-Est und den SHG-Kliniken Völklingen, die es französischen Auszubildenden ermöglicht, ein Praktikum in Deutschland zu absolvieren und umgekehrt. Herr Steinmetz Petermann, ein ehemaliger Auszubildender, berichtete über die Vor- und Nachteile eines solchen Studienverlaufs.
Frau Berwanger, Frau Bero und Herr Steinmetz Petermann (v. links n. rechts, © Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
Diese Initiativen spiegeln die Tatsache wider, dass die grenzüberschreitende Gesundheitskooperation eine echte Notwendigkeit und Lösung für eine gute Versorgung der Grenzbevölkerung ist.
Der Vortrag von Frau Véronique Maye-Voutat (Universitätsspital Genf) schließlich ermöglichte noch weitere Einblicke, indem sie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in einer anderen Grenzregion vorstellte, nämlich im Lebensraum rund um Genf, welcher ebenfalls mit den Herausforderungen des demografischen Wandels konfrontiert ist.
Frau Véronique Maye-Voutat (© Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
Die abschließende Podiumsdiskussion, an der politische Akteure aller Ebenen - kommunale und Landesebene, Département und Région - teilnahmen und zwar mit Herrn Christophe Arend, Referatsleiter „Frankreich, deutsch-französische Beziehungen“ und Leiter des Pariser Büros des Saarlandes, Staatskanzlei des Saarlandes, Herrn Frédéric Remay, stellvertretender Generaldirektor der Agence Régionale de Santé (ARS) Grand Est, Herrn Marc Zingraff, Vizepräsident des Ausschusses für Grenzüberschreitendes, Europa und Internationales, Région Grand Est, Herrn Peter Gillo, Präsident des Eurodistrict SaarMoselle und Herrn Gilbert Schuh, Vizepräsident des Departement Moselle, bot die Gelegenheit, den Willen aller zur Zusammenarbeit zu bekräftigen und zu betonen, wie wichtig regelmäßige und nachhaltige Aktionen der Gesundheitskooperation sind.
„Wir müssen im Bereich der Gesundheitskooperation in der SaarMoselle-Region gemeinsam weiterarbeiten“, so Peter Gillo, Präsident des Eurodistrict SaarMoselle. „Die Gesundheitsakteure treffen beiderseits der Grenze auf die gleichen Probleme. Es ist unerlässlich, dauerhafte Synergien zu schaffen, um Lösungen für die Herausforderungen des demografischen Wandels zu finden.“
Abschließende Podiumsdiskussion mit Christophe Arend, Frédéric Remay, Marc Zingraff, Peter Gillo und Gilbert Schuh (v. links n. rechts, © Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek)
Marc Zingraff, Vizepräsident des Eurodistrict SaarMoselle und des Ausschusses für Grenzüberschreitendes, Europa und Internationales der Région Grand Est erklärte: „Die Initiativen, die heute vorgestellt wurden, sind der Beweis dafür, dass die Gesundheitskooperation in unserem Gebiet bereits sehr gut verankert ist. Wir möchten gerne schneller vorankommen, aber dieser ganze Prozess braucht Zeit. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Partnerschaften in anderen Gesundheitsbereichen weiter ausbauen.“
Gruppenfoto der Teilnehmenden der Tagung © Eurodistrict SaarMoselle, Boris Patzek
Die Veranstaltung wurde vom EVTZ Eurodistrict SaarMoselle organisiert und vom Saarland, der Agence régionale de santé (ARS) Grand Est, der Région Grand Est sowie dem Département de la Moselle unterstützt.
Gefördert wurde das Projekt ebenfalls vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds.
Der Deutsch-Französische Bürgerfonds berät, vernetzt und finanziert Projekte, die die deutsch-französische Freundschaft und Europa in der Breite der Bevölkerung erlebbar machen. Er fördert eine Vielzahl an Formaten und Themen, ist niedrigschwellig und steht allen Akteuren der Zivilgesellschaft offen. Erfahren Sie mehr:
www.fondscitoyen.eu